Pseudo-Sommer auf der Donauinsel







Auf dem (extra dafür markiertem) Motorradparkplatz protzen die 2007er Modelle mit glänzendem Lack und der Vorgeschmack auf eine heiße Zeit lässt sich sogar schon an den Aufklebern auf den Tankdeckeln ablesen. Es fühlt sich an wie Sommer und es ist Samstag und alle wissen das.
Auf der Uferpromenade die mehr eine lange Menschenwurst ist, riecht es nach Bier und griechischem, türkischem und kroatischem Meer gleichzeitig. Nicht wirklich wegen dem Wasser, sondern wegen der Fisch- und Fleisch-Grillerei die das bunte Gelände näher gen Süden rückt.
Die Solarium-Mädchen hängen stolz an revierverteidigenden Unterarmen, wackeln mit Sommerrockpöpschen die miachtelnde Donau auf und ab, immer wieder an den blassen Sitzenden vorbei, die sich ihre Leiberln ausgezogen haben und Brusthaare auf weißem Schwabbel zeigen.
Zwischen den bunten Pergolas mischen sich die Musiken, es wird stillgelegt, was an Attraktion im letzten Sommer verloren hat und neue Bars aufgebaut, in der Hoffnung auf satten Gewinn mit dem sonnenhungrigen Volk.
Die blaugelbe Brücke, die normalerweise die zwei Donauufer verbindet ragt wie die völlige Zerstörung selbst aus dem Wasser. Noch ist es ja nicht Sommer.
Eine übermotivierte Inline-Skaterin trifft in voller Fahrt geradewegs eine Laterne, die mit einem hohlen Klong erzittert. Beide schauen sich verdattert an und wackeln mit den Köpfen. Die 10jährigen Skateboarder probieren die Tricks, die sie auf YOUTUBE gesehen haben und vergessen dabei, dass man im echten Leben die schmerzhaften Szenen nicht einfach wegschneiden kann.
Kurz nachdem eines dieser vollbesetzten Strandfahrräder kippt, weil die kreischenden Girls den Randstein übersehen haben, fällt die Sonne hinter den Berg, schneidet noch ein paar Silhouetten aus der Landschaft und zieht eine träge Goldspur im Kanal hinter sich her.
tischNr2 - 15. April, 00:05