Ich habe mir als Kind nichts sehnlicher gewünscht als ihn als Großvater zu haben - mit diesem charmanten Lächeln* und der weißen Pomaden-Mütze. Er war mein Held bis ihn scheinbar irgendeine ORF Reform weggekürzt hat - nehme ich an.
(* Sein Gesicht erinnerte mich immer an eine Mutation aus Heinz Conrads und Oliver Hardy)

Bobby Lugano oder Kurt Drössler, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, wurde am
27. November 1917 in Wien geboren und wuchs in Bad St. Leonhard im Lavantal/Österreich auf. Er erlernte den Beruf des Tiefbauingenieurs und wurde während des Krieges dem "
Luft
gau
Norwegen" zugeteilt. Davon leitete er auch später seinen Künstlernamen ab. Dem Umstand, dass er als Beruf Varieté-Künstler angab, verdankte er scheinbar sein Leben, denn er wurde glücklicherweise einer Fronttheaterkompanie zugeteilt.
1964 war Bobby Lugano einer der Darsteller in der sechsteiligen Fernsehreihe
"Nicht verzagen – Stangl fragen", wo er einen Zauberer spielte.
Bekannt wurde er aber vorallem durch ORF-Sendungen wie
"Bobby und Strolchi" und
"Bobby und die Wunderlampe".
1979 produzierte er gemeinsam mit dem Zauberer Arminio Rothstein (der bei ihm Unterricht nahm) 40 Betthupferl unter dem Titel
"Der Zauberkasten mit Bobby und Habakuk". Auch bei der beliebten Kinderbastelsendung "Am Dam Des" trat er als Zauberkünstler auf. Sein Charakteristikum war, dass er immer bauchredend mit dem kinderherzenerweichenden Hund "Strolchi" (einer etwas speckigen Handpuppe) auftrat.
Gescheiterte Zauberkunststücke kommentierte er immer mit den Worten
"Ja, zaubern müsste man können" und einem schmalzigen aber verschämten Lächeln.
Bis zu seinem Tod, am
19. März 1994 in einer Privatklinik in Wien/Döbling besaß Bobby Lugano ein kleines Café in Breitensee auf der Hütteldorfer Straße. Sein Leichnam wurde nicht beigesetzt sondern vermachte er der Anatomie.
tischNr2 - 22. Mai, 22:54
Der samstägliche Flohmarkt am Wiener Naschmarkt macht Freude besonders bei der weichen Luft, die bis heute vor den Gewitterwolken hergeschoben wurde.
Da gibts stinkende Turnschuhe aus Plastik, Spitzendeckerln, Autositze, Uniformen, löchrige Teppiche, Kofferradios in hellblau, halbe Schreibtischlampen und Wasserbüffelköpfe.
Ich fuhr mit meinem knallroten Rad so langsam wie möglich an den Standln vorbei, damit mir auch nichts von dem Kleinscheiß entgeht und war fasziniert von der alten Wasserbüffel-Jagdtrophäe aus Afrika, datiert mit Neunzehnhundert...ähm...ich musste noch näher ranfahren...irgendwas mit 8...
"Suchen sie etwas bestimmtes?" Fragte der Mann vom Standl so höflich wie eine Unterwäscheverkäuferin.
"Wieviel kostet der Wasserbüffel?"
"Der WAAAS???"
"Der Schädl, daaa am Boden" und zeigte - noch immer auf meinem Fahrrad balancierend - hin.
"200 Euro..." aber als er mir in die Augen sah wußte er schon, dass er mir zu teuer war. Da ich auch weder meine Tasche noch mein Konto Liquidität aufwies, wollte ich auch nicht handeln und schüttelte nur den Kopf.
"Warte mal Mädl. Wir machen einen Tausch! Wasserbüffel gegen Dein Fahrrad!"
Ich überlegte. Mein Rad war toll und der Wasserbüffel war toll. In zehn Jahren findet man sowas nicht mehr, weil es einfach zu makaber ist, Wasserbüffel sowohl zu schießen als auch zu verkaufen. Die daraus resultierende Bläuäugigkeit nach einer heftigen Konfrontation mit VierPfoten tut sich irgendwann keiner mehr an. Auch wenn das Tier schon Neunzehnhundert...ähm...achtundirgendwas...??? Aber ich war ehrlich und wollte zudem nicht mit einem alten (stinkenden?) Büffelkopf in der Hand quer durch Wien latschen.
"Tut mir leid, bei dem Deal steigen sie schlecht aus, mein Fahrrad hat neu gerade einmal 179,90 beim Baumarkt gekostet".
Keine zwei Standln später sprang mir ein dunkler, ca. 14jähriger Knabe vor den Stollenreifen, bzw wurde mir offensichtlich von seinem Vater vor das Rad geschubst.
"Du verkaufen Fahrrad?"
"Nein, tut mir leid. Ich brauche es noch zum heimfahren"
"Wieviel kostet?"
"Keine Ahnung, es ist nicht verkäuflich"
"Hat neu gekostet?"
"400 Euro" log ich, um ihm zu zeigen, dass er den Handel gar nicht erst anfangen brauchte. Im selben Moment biß ich mir aber auf die Zunge. Denn dann konnte ich mein Rad nicht mehr unbeaufsichtigt lassen und Kaffee trinken gehen. Beim letzten Flohmarkt hat mir irgendwer alles abgeschraubt.
"H-U-N-D-E-R-T-N-E-U-N-U-N-S-I-E-B-Z-I-G-N-E-U-N-Z-I-G" rief ich ihm sinnloserweise nach, denn er war schon wieder verschwunden.
Am Ende des Marktes hatten sich die Schmarotzer angesiedelt - Leute, die keine Standgebühr zahlen wollen. Ab dort dünnen die darbebotenen Waren übergangslos in Ramsch, Unverkäufliches und Dreck aus. Hinter dieser "Zone" lag ein Fahrradsattel auf dem Boden. Schwarz, ordentlich vernähtes Leder, neuwertig und herrenlos. Als hätte ihn jemand verloren.
Aber als ich ein zweites Mal hinschaute, war auch schon ein dicker Mann zur Stelle, der ihn unauffällig aufhob, sich noch unauffälliger umschaute und sich damit verdünnisierte.
Auch der Wasserbüffel hatte einen Abnehmer gefunden. Er striff mich beinahe mit seinen geschwungenen schwarzen Hörnern, als er an mir vorbei in einen Kleinbus gehievt wurde. Neunzehnhundertachtund...zwanzig. Aha.
Hier bleibt auch nichts übrig.
tischNr2 - 22. Mai, 18:50
Zum Halbzeitpfiff -
alle in die Kabine.
Das Bier ist alle.
© Poesieautomat
elfmeter - 22. Mai, 13:42
... klebte auf den Billig-Socken ohne Gummibünderl von Deichmann.
tischNr2 - 22. Mai, 04:25
Meine Neugierde ist beinahe maßlos. Deswegen mag ich auch keine Fortsetzungsfilme, Fortsetzungsromane und gemeine Zeitgenossen, die um meine Schwäche für Vollständigkeit wissen und sie schamlos ausnutzen, indem sie sich Geschichten aus der Nase ziehen lassen.
Ein Panini-Album zu besitzen wäre also für mich der reinste Masochismus.
Trotzdem bin ich einer Leidenschaft verfallen. Zupicker sammeln.
Zupicker waren heiliges Gut in meiner Kindheit. Gemeint sind damit Aufkleber aller Art. Nicht um des Aufklebens Willen oder weil man die Richtigen gegen Jausenbrote tauschen konnte sondern aus der reinen Tatsache heraus, dass man sie aufkleben könnte, weil sie eine Klebefläche hatten.
Dabei war es meist völlig egal, weiches Motiv die Vorderseite zierte, viel wichtiger war die Größe und Anzahl.
Ich erinnere mich an die begehrten "Unser Heer"-Pickerln mit den gezeichneten Igeln, die wir von unserem Oberst-Onkel geschenkt bekamen oder die knallroten "Coca Cola - Freiheit auf Rädern"-Gewinnspielsticker. Eines davon klebte ich meiner Großmutter auf ihren Rollstuhl (den sie eine Zeitlang in Verwendung hatte), denn ihr Nickname ist "Coca".
Auch die "I LOVE..."-Trophäen, die mit dem großen roten Herz damals jedes Auto zierten, war kurzzeitig in meiner kleinen Sammlung.
Vor einem Jahr hab ich diese kindische Manier wieder aufgenommen und mittlerweile wahre Goldstücke ersammelt.
Noch immer ist es mir egal, welches Motiv drauf ist, Hauptsache es pickt.
Neulich kaufte ich mir mit statt dem üblichen Packerl "Rote Gauloises" ein paar Packerl Fußballpickerl. Doch so erfreut wie ich gehofft hatte, war ich gar nicht. Denn drinnen fand sich unter anderem ein HALBER Zupicker mit der Mannschaft von Rapid Wien.
Auch wenn ich die restlichen Gesichter kenne: Die Neugierde auf die andere Hälfte macht mich fertig.
Das ist also der Start in die neue Kategorie "ZUPICKER-SAMMLUNG".
Sollte jemand seine Sammlung auflösen wollen bitte ein Mail an beim.michls@gmx.at
:: LINK: Nette Pickerlgeschichten gibts auf www.pickerl.org
"Ich könnte ihn manchmal an die Wand schmeißen", sagt die Mutter über ihren mogoloiden 4 jährigen Samuel. "Er schreit den ganzen Tag, wie am Spieß und wirft die sauteuren behindertengerechten Bauklötze durchs Wohnzimmer, sabbert und weigert sich tagelang zu essen.
Aus dem Kinderwagen windet er sich wie ein Aal, er will nicht sitzen. Kaum hat er sich losgeschnallt, wirft er sich auf den Boden - im Supermarkt, auf der Straße, klaubt unsichtbare Murmeln auf und wälzt sich im Dreck.
Abends ist er durch die Müdigkeit so überdreht, dass er nur einschlafen kann, wenn ich ihn stundenlang hin und her wiege.
Manchmal hab ich Angst, dass er an seinen Tränen erstickt.
Alle wissen so gut darüber Bescheid, wie ich ihn zu behandeln habe. Die Ärzte, die Psychologen, andere Mütter. Ich soll ihn in ein Heim geben, mein Leben normal weiterleben, mich nicht überfordern, ihn wegstecken. Viele sagen, dass ich abtreiben hätte lassen sollen. Das arme Kind leidet, sagen sie.
Aber kurz bevor er seine braunen Mandelaugen zumacht und wegdöst, flüstert er mir das Wort "L-I-E-B" an die Schulter.
Manchmal hab ich Angst, an meinen Tränen zu ersticken, wenn ich darüber nachdenke ihn weggeben zu müssen. Er ist mein Sohn."
tischNr2 - 22. Mai, 00:43
LOKALART & Subjektiver Eindruck
Restaurant, Café, Cocktailbar. Die Lokation zeigt nicht nur Kunst sondern ist selbst ein künstlerlisches Projekt. Von den Sitzgelegenheiten bis zu den Teelichtern enspricht nichts einem Standard-Caféhausinterieur. Im Sommer beschränkt sich der be-SITZ-bare Raum nicht nur auf den coolen Glaskobel und die breite Holzveranda sondern endet erst im Gras bei den Liegestühlen, die auf der anderen Seite des kleinen Durchzugs-Wegerls unter schattigen Bäumen aufgestellt wurden. Bei einem großen CafeLatte aus dem vanille- oder schokofarbenen Bechern wird man unweigerlich kreativ bzw schaut zumindest danach aus (so wie alle anderen Besucher auch). Es ist vielleicht das Licht, oder die Möbel...ich weiß nicht.
Die Kellner sollten bei dem täglichen Andrang eigentlich ziemlich mürrisch sein oder zumindest heillos überfordert- sind sie aber nicht - im Gegenteil, auch sie strahlen coole Individualität aus, servieren, lachen und rauchen. Irgendwie hat es hat ein bissl was von Amsterdam nur ohne Wasser.
Einen Platz bekommt man allerdings nur mit einem Stoßgebet zum Heiligen Antonius.
Besonderheiten: Wechselnde Ausstellungen in der angeschlossenen Ausstellungshalle. Der Platz bietet bis in den Abend hinein noch Sonne, während DJ's ihre Scheiben auf die Teller legen.
INFOS
Karlsplatz Treitlstraße 2, 1040 Wien, Österreich
Tel.:+4315870073
E-Mail: info@kunsthallencafe.at
Öffnungszeiten: täglich 10h bis 02h
Essen & Trinken:Afrikanische-, internationale- und Wiener Küche
Kleidung:Leger, kreativ, stylish
Kennenlern-Faktor:4 von 5 Punkten
Gemütlichkeit: 5 von 5 Punkten
tischNr2 - 21. Mai, 23:59
laue nächte
lange sitzen
leer getrunken
lautes singen
letzte runde
lieber mehr
by Zenzi van Alm
tischNr2 - 21. Mai, 23:46
"Duuu?"
"Jaaaaaa?"
"Ich brauch Dich!"
"Wofür?"
"Zum Leben!"
"Und was mach ma da?"
"Weiterleben!"
tischNr2 - 21. Mai, 23:28
so schnell kanns gehen, daß man aus dem beschaulichen Hausfrauen- und Alleinerzieherin-von-drei-Kindern-Dasein in das Haifischbecken der Berufstätigen geschleudert wird. Dabei wollte ich gestern nach der Messe nur schnell einen Kaffee mit einer Freundin trinken gehen. Gelandet sind wir in einer neueröffneten Espresso-Bar, die nicht viel größer als mein Badezimmer ist, deren italienischer Charme sich aber trotz modernem Interieur wohltuend von den übrigen Cafés unserer norddeutschen Wahlheimat abhebt. Daß eine Aushilfe für vormittags gesucht wird, erfahren wir vom Chef persönlich, der sich nach kurzer Zeit ungefragt mit drei Grappagläsern zu uns setzt. Lucia ist gleich begeistert, lobt meine Fähigkeiten und meine Einsatzfreude und bevor ich noch den Mund aufmachen kann, hat sie ihm schon meine Telefonnummer auf die Serviette gekritzelt. Wofür hat man denn sonst Freunde?!
Heute früh, ich liege gerade gemütlich in der Badewanne, geht das Telefon und die Klassenlehrerin meines 11jährigen Sohnes teilt mir mit, daß Constantin Zahnschmerzen hat und wünscht, abgeholt zu werden. Kaum habe ich einen Termin beim Zahnarzt gemacht, läutet es wieder.
"Hallo, hier ist Martin" - kenne keinen Martin -
"kannst Du heute schon anfangen?" - womit denn bitteschön??? -
"Ich muß nächste Woche nach Italien, da bleiben Dir vier Tage, um Dich einzuarbeiten, dann mußt Du den Laden eine Woche lang allein schaukeln. Geht doch, oder?"
Jetzt bin ich platt. Stottere was von Sohn zwischendurch zum Arzt bringen und schwinge mich in mein Auto.
Im "Il Paradiso" wird meinem leidenden Kind gleich die ganze Bandbreite italienischen Familiensinns und ein großes Glas Kakao zuteil, und mir die Funktion der Espressomaschine und der Kasse erklärt. Das war's. Jetzt hab ich also einen Job. So kanns geh'n.
amt - 21. Mai, 14:24
Ich bin eingeladen worden, hier zu schreiben. Richtig nett eingeladen worden, mit den Worten: "Du schreibst ja so gut!"
Nur das mit dem Schreiben ist so eine Sache. Und mit dem "gut Schreiben" noch einmal eine ganz andre. Schreiben ist wie radfahren: Klar kann man radfahren, kann fast jeder. Aber wenn man sein Rad nach jahrelanger Einzelhaft im feuchten Kellergewölbe wieder ans Tageslicht zerrt, hat man erst einmal mit platten Reifen und rostigen Ketten zu kämpfen. Und nur, weil man radfahren kann, heißt das noch lange nicht, daß man auch ein guter Mechaniker ist...
Bleibt also abzuwarten, ob ich mich von der Mechanik (und der kaputten i-Taste auf meiner Laptoptastatur) kleinkriegen lasse, oder nicht!
amt - 21. Mai, 08:29
Wie trennt man eine Ticket von einer Person?
© Poesieautomat
elfmeter - 21. Mai, 05:35
Wie viele Pfeiffen ergeben ein Pfeiffkonzert?
© Poesieautomat
elfmeter - 20. Mai, 08:37
Am Fußballfeld da
sind ohne Gut und Böse
doch alle Wesen.
© Poesieautomat
elfmeter - 19. Mai, 13:54
Bündnis geschlossen.
Mannschaft gegen Mannschaft.
Ausgang noch offen.
© Poesieautomat
elfmeter - 18. Mai, 01:46
Bin beim querstöbern auf ein sehr
schönes Weblog gestoßen.
Es nennt sich "zehn zeilen" und wird von der
Autorin Sudabeh Mohafez (eukapirates) unterhalten, die ursprünglich aus Teheran stammt.
Sie lebt und arbeitet heute... wie sie in ihrer Biographie selbst schreibt:
... als freie Autorin in Deutschland und Portugal und ist, entgegen hartnäckig wiederkehrender Behauptungen in den Medien, niemals aus dem Iran geflohen, auch wenn das viel dramatischer wäre und sicher eine spitzenmäßige Abenteuergeschichte abgäbe. Die Fakten sind leider viel banaler: Sie stieg ungehindert, unbelästigt und von keinem einzigen "islamistischen Mullah" oder "fundamentalistischen Extremisten" verfolgt in ein Flugzeug und verlegte ihren Lebensmittelpunkt von Teheran nach damals noch West-Berlin.
Hier das 2007 erschienene Buch:
Wüstenhimmel Sternenland
(Erzählungen/Taschenbuch, BvT, 2007, ISBN – 978-3833304644)
:: LINK: Weblog "zehn zeilen"
:: LINK: Bücher und Website von Sudabeh Mohafez
tischNr2 - 16. Mai, 14:22
Kopf! Ball! Tor!
© Poesieautomat
elfmeter - 15. Mai, 23:33
Ich spiele es noch immer, obwohl die Mode der Motorradfahrer in den 70ern fast ans lächerliche grenzt und die Hubraumzahlen der damaligen Rennsportgeräte kaum über die eines heutigen Vorgartenrasenmähers reichen.
:: LINK: Mehr Spiele der 70er und 80er Jahre
tischNr2 - 15. Mai, 23:09
Vor ein paar Jahren schon ist mir der Inhalt der Seite
www.kiddofspeed.com durch Mark und Bein gegangen.
Sie zeigt Elenas Reisen und Projekte. Eines davon führte sie mit ihrer Kawasaki Ninja und einem Geiger-Zähler durch die evakuierte Todeszone von Tschernobyl.
:: LINK: Mit dem Motorrad nach Tschernobyl und andere Projekte
:: LINK: Tschernobyl bei Wikipedia
tischNr2 - 15. Mai, 22:12
Als Kind habe ich die Sagen gehasst. Sie waren mir so fremd, wie mein Vater, der mir jeden Geburtstag einen dicken Band schenkte, wenn er nicht vergaß.
Ein Mal im Jahr gingen wir in das Buchgeschäft der aufgeräumten Provinzstadt und stöberten. Ich bekam leuchtende Augen bei Karl Mai und 5-Freunde aber da hatte er schon begeistert die dicken, dunkel gebundenen Schinken mit den unheimlichen Illustrationen aus den Sonderangebots-Ecken hervorgekramt.
Ich traute mich nicht nein sagen. Ich fühlte mich machtlos. Und er kaufte sie für mich. Wenn mir heute ein Plastiksackerl-Griff das Blut in der Hand abschneidet, denke ich an diese schweren Bücher mit Worten aus Blei.
Sagen ließt man nicht alleine. Sie werden einem vorgelesen oder man selbst liest sie jemandem anderen vor.
Mein Vater las aber seinen Kindern in der neuen Familie vor und meine Mutter hatte mit uns vieren zu viel zu tun, als mit mir die einfältigen Geschichten zu lesen.
Mit 11,6 Jahren ging mir der Lesestoff aus. Komplett. Jedes interessante und halbwegs altersgerechte Werk im Haus hatte ich durch und leider zu gut in Erinnerung, als daß ich es nocheinmal lesen wollte. Das Taschengeld war im Kaugummiautomat.
So griff ich widerwillig zu den Sagenbüchern und verfiel ihnen nächtelang mit der Taschenlampe unter der Bettdecke und den Ersatzbatterien aus dem portablen Radiorekorder meines Bruders.
Auf www.sagen.at gibt es eine berauschende Sammlung. Ausdrucken und vorlesen (lassen).
:: LINK: www.sagen.at
tischNr2 - 15. Mai, 20:00
Ein Schienbein ist kein Fußball.
© Poesieautomat
elfmeter - 15. Mai, 17:28

Wem die österreichische TV-Produktion "Sendung Ohne Namen" gefallen hat und nun traurig darüber ist, dass sie abgesetzt wurde, kann hier unkompliziert bei
"Petition ohne Namen" seine Stimme abgeben.
Die bisher kreativste Sendung im österreichischen Rundfunk (nach "AmDamDes" natürlich:-) wurde abgesetzt, weil sie nicht mehr in das neue Programm-Schema passt.
:: LINK: Stimme abgeben bei der Petition ohne Namen"
:: LINK: "SoN"-Sendung ohne Namen bei Wikipedia

tischNr2 - 15. Mai, 14:53
Wie viel heiße Luft steckt in einem Fußball?
© Poesieautomat
elfmeter - 15. Mai, 13:23
Oft verbring ich lange Tage
vor dem kleinen Monitor
im Büro mit guter Lage
und 'nem Kopf mit Brummfaktor
Heute aber war das anders
denn ich hatt' was bess'res vor
schien der Tag doch heut besonders
sonnig vor der Wohnungstür
Doch bevor ich treten konnte
auf die Straße vor das Tor
hat bestätigt, was ich ahnte-
undicht tropft ein Wasserrohr
Also rief ich einen Mann an
der für Geld weiß was zu tun ist
und mit Abflüssen gut kann.
"Urlaub?" Oh verdammter Mist.
Schnell dann eben einen Kübel
unter die Misere schieben
bloß schnell weg von diesem Übel
Freizeit wird jetzt groß geschrieben
Also flücht ich stark geblendet
von dem grellen Himmelsschein
aus der Wohnung auf die Straße
plötzlich fällt mir noch was ein!
Hab ich sie doch glatt vergessen
meine neuen schicken Brillen
ach, die wär'n jetzt angemessen
ich geh zurück mit Wiederwillen.
Plötzlich merk ich tief erschrocken
dass der Bund fehlt mit dem Schlüssel
...
Bitte ab hier den Vierzeiler weiterschreiben!
superchicken - 15. Mai, 00:59
Schulterklopfen als Leistungssport.
Hannes Kartnig ist Österreichs Paris Hilton. Der Unterschied: Er ist schon im Häfen, sie kommt erst dorthin – und sie hat mehr Geld. Ich bin mir sicher in beidem Fällen laufen die Gehirne der Fernseh-Macher scbon Amok – endlich ist die Steigerungsstufe zu „Big Brother" gefunden. Der Titel: Rolls-Royce-Fahrer – ihr bizarres Leben hinter Gittern! Oder knapper: „Millionärs-Gefängnis."
Selten hat eine Verhaftung Österreich so belustigt, wie jene von Hannes Kartnig. Er saß erst bei seinem ersten „schwedischen Frühstück", da wollte schon jeder eine Schmäh-Elfmeter per SMS verwandeln. Von „Hannes Kartnig, hörst Du nicht, hörst Du nicht den Wärter, hörst Du nicht den Wärter" über Hannes Kartnig: „Neue Diät-Show im Häfn-TV" bis hin zu „Hannes Kartnig wird Leoben-Präsident! Denn dort gibts das schönste Häfen-Büro". Das ganze Land scheint in Aufruhr zu sein, selbst der Augustin-Verkäufer am Wiener Westbahnhof spritzt vor Verbal-Adrenalin: „Hannes Kartnig Präsident des FC Stein! Extrablatt! Extrablatt!". Und die vielen Kritiker des ORF stellen die Frage, ob Elmar Oberhausers berüchtigte Hannes Kartnig Belangssendung „Sport am Sonntag" künftig aus dem Grazer Gefängnis kommt, oder ob es eine Außenstelle geben wird.
Hannes Kartnig weint. Aber Hannes Kartnig hat kein Mitleid verdient. Als die Sonne schien, hat er sich vorgedrängt und alle anderen nach hinten gedrängelt. Als das Stadion voll war, hat er als erstes die Freikarten für Rollstuhlfahrer limitiert. Als er merkte, dass die Leute nur Ivica Osim lieben, hat er ihn mit den Tricks der Gosse hinausgeekelt. „Zuviel Licht schadet der Wahrnehmung", sagte Osim. Kartnigs-Haberer-Partie ließ den Dicken weiter in die Scheinwerfer schauen – bis er blind war.
Hat Jemand Edi Finger juniors Auftritt in Puls-TV gesehen? Zum narrisch werden. Unglaublich, wie er den "Hannes" von Schuld freisprechen will. Ja, zur Unschuldsvermutung – aber nein zur Blanko-Freisprechung! Unglaublich, wie er nicht gewußt haben will, das Kartnig im Casino verzockte. Unfassbar, wie er ihn noch immer umgarnt.
Und so waren sie alle, die Aguren in Kartnigs Schatten, die Selbst-Nebendarsteller und die Hofberichterstatter in Graz und in Wien. Schulterklopfen war Leistungssport und sie haben sich den Hannes wie einen Hofnarren gehalten: Komm Hannes, tanz amoi! Wer gegen Kartnig war, war link, links, Sozialromantiker, Betrüger. Nichtstuer, Wiener Mafia.
Elmar Oberhauser – sein heimlicher Zwilliing. In wievielen Hannes-Kartnig-Belangsendungen hat er Hannes Kartnig auftreten lassen? Wie oft kam nur Kartnig zu Wort, nie aber seine Widersacher, die später dann alle Prozesse gewannen?
Seine Hofpoeten in Graz, bei den Tageszeitungen, und in Wien, bei den die Leuten, die seine Biographie schrieben mit Hunderten Bildern des begnadeten Selbstdarstellers?
Wer von ihnen hat die unglaubliche Verhöhung jener durch den Sturm-Konkurs betroffenen thematisiert, als Kartnig im Rolls-Royce zur Konkursverhandlung vorfuhr?
Hannes Karntnig ist nicht das Opfer seiner Feinde, sondern Opfer seiner selbst und: Hannes Kartnig ist das Opfer seiner Freunde.
Ob er wohl eine Zelle mit Blick auf die benachbarte Gruabn hat?
Jimmy Trade - 10. Mai, 20:44
Cosa significa queste parola? Was bedeutet dieses Wort? Das war meine erste Frage, die ich ihm stellte. Daraufhin kam er jeden Tag zu mir, setzte sich etwas schüchtern auf den wackeligen Plastiksessel neben mich und schaute mir über die Schulter, wie ich aus meinem einfachen Touristenwörterbuch die wichtigsten Vokabeln in ein großes, kariertes Heft schrieb.
How do you pronouce this? Ähm...Come pronuncio? Er verstand nur wenig Deutsch, un po' d'inglese, und ich nur wenig italienisch. Aber sein runder toskanischer Dialekt schmiegte sich in mein Ohr mit dem leicht rollenden "R" und diesen kurzen "A", weich aber bestimmt.
Oft saß er nur da, schaute mich mit aufgestütztem Ellbogen an, bis ich ihm mein Heft hinhielt und ihn mit einem Lächeln bat: "Esaminare, prego!".
Ich wußte, dass er mich gern abprüfte, auch wenn er belustigt die Augen verdrehte, weil er bei den falschen Worten immer lachte.
Es ist schon fast ein Jahr her, seit ich ihn zum Abschied freundschaftlich auf seine rot angelaufenen Wangen küsste und merkte, dass ich keine Worte des Abschieds in meinem Kopf finden konnte.
Als ich durch die Hörbücher von iTunes stöberte, stieß ich auf "Italienisch-Leicht gelernt" und hörte mich in die ersten paar Sekunden hinein.
"Come ti chiami?" fragte eine junge Frau nach ihrer persönlichen Vorstellung in dem kleinen Rollenspiel, einen jungen Herren. "Chiamo........"
Leider waren die Sekunden schon abgelaufen, aber dieses eine Wort...Es war SEINE Stimme, sein toskanischer Akzent und mir fiel alles wieder ein, die langen sonnigen Tage, seine leicht rollendes "R", nur sein Name nicht.
Natürlich kaufte ich das Hörbuch (vielleicht aus der blöden Annahme, seinen Namen zu erfahren. Aber einmal heißt er Fabrizio, und in einer andern Rolle wieder Roberto und natürlich ist es nicht ER, der da spricht.)
Aber trotzdem bringt mir seine Stimme die Bilder jenes Sommers wieder.
Und hoffentlich lernt er mir nicht die Worte des Abschieds.
Am Bach zu stehen; Löwenzahnwiesen; ein Glas Leitungswasser; Robert Kratky, Elmar Oberhauser, Hannes Kartnig, jeden RTL-Superstar und jeden Starmaniac mit Ausnahme von Christina Stürmer und Vera Böehnisch; sowie Armin Assinger und Wolfram Pirchner vor und nach diesem Eintrag zu ignorieren und sich nie mit ihnen arrangieren zu müssen; nach gefühlten 1000 Tagen Österreich diese Zeitung noch nie gekauft zu haben; Menschen, die mit Holz umgehen können, zu mögen; liegengebliebene Fotos finden; Dachböden und der Moment, wo man den Dachboden wieder verläßt und in die Sonne blinzelt; sich an vergessene Helden zu erinnern wie etwa an Trevor Francis, Marco Tardelli, Calle del Haye, Hans-Jörg Sumi, Herbert Hansmann, Norbert Sulzer oder John Boy Walton; die Passstrasse im Intro des Films "Eine total, total verrückte Welt", die Vornamen Giacomo, Giovanne und Giuseppe, Schösser mit verschiedenfarbenen Salons, in meinem Lieblingsschloß nahe Nevers das rote Zimmer, an Orte gehen, wo einst Häuser standen und sie noch immer spüren; der Traum von Zeitreisen an belanglose Tage, mit der flachen Hand über Textiltapeten fahren; in einen Sasck voll Reis greifen und das Wort "latent" mögen, aber den Zustand "latent" verachten; das Blop-Plop-Blop von benachbarten Tennisplätzen hören; Roger Whittakers Song "Und sein Truck fährt weiter", denn keiner kennt und trotzdem keiner vergisst; der merkwürdige Gedanke, ob die Sätze "er vergisst ihre Tränen" und "er vergiesst ihre Tränen" einander ausschließen; einen neuen Tischtennisschläger in der Hand zu halten; ein gutes Überholmanöver bei einem Moto-Cross-Rennen; eine gemeinsame Haltestelle mit jemanden haben; eine Viehwaage zu schätzen; das Wort "Post" und immer Filme, die von genialen Posträubern handeln und der Gedanke ein ganzes Jahr lang jeden Tag in einem anderen Gasthaus mit dem Namen "zum grünen Baum" zu speisen.
Jimmy Trade - 7. Mai, 08:57
Hauptstadt von Schweden: Stockholm
Aufgabe des Hundes: Stock holen
Hauptstadt von Kenia: Nairobi
Wegweiser in Klagenfurt: Glei obi
Christlicher in Wien: Schönborn
Aufgabe des Tischlers: Schon bohren
Hauptstadt von Spanien: Madrid
Aufgabe eines Politikers: Rücktritt
Hauptstadt von England: London
Pornstostar aus den USA: Long Don
Hauptstadt von Nordirland: Belfast
Aufgabe eines Wachhundes: Bell schnell
Großstadt in Holland: Amsterdam
Erleichterung für Haustier: Hamster-Damm
Jimmy Trade - 7. Mai, 00:16
X Cooleroma bzw. cooleropa (das ist deshalb lustig, wennn man man einen Lebensmenschen hat, der Opa und Oma namens Koller (dialekt: Kulla) hat.
X Lustwagen bzw. Lust wagen
X Schoko-Lade (Süssigkeiten-Box)
X UWB (Unknown Woman Beeings - Frauen, die einem auch ohne Namen gefallen)
X Liederatur - über Songs schreiben
X Drau.de (deutsche Fan-Seite der Drau-Urlauber)
X Traude (deutsche Drau-Urlauberin)
X Liter-Natur - ein Trinker
Jimmy Trade - 7. Mai, 00:01
Die Nebendarsteller des Lebens.
Intro: Es gibt Menschen, die an einem vorübergehen und Menschen, die bleiben. Und da sind noch diese Niemandsländer; Menschen, die einen kurzen Augenblick auftauchen und wieder abtauchen, ohne je wieder gesehen zu werden. Ihnen soll hier ein Denkmal gesetzt werden. Den Leuten, die frei nach Andy Warhol für 15 Minuten weltberühmt sind - im Leben eines anderen Menschen.
1: Der Mann mit dem Hund.
Der Hund war braun und sein Herrl hatte ein rot-weisses Gesicht, wie einer mit hohem Blutdruck. Der Mann war ein Bauarbeiter, der vor unserem Haus die Straße asphaltierte. Sie arbeiteten einige Tage oder Wochen (für einen 4jährigen ist alles lange) und - wieso auch immer - hatte er einen kleinen, braunen Hund mit. Wir waren Freunde und ich war sein Aufpasser. Doch dann wurde die Straße weitergezogen, und auch der Hund zog mit und verschwand aus meinem Leben.
2: Der Filmvorführer und sein Sohn.
1500 Meter von unserem Haus entfernt, aber in direkten Blickkontakt stand das Heim eines rüstigen Pensionisten. Wir waren einmal bei ihm, weil er uns seinen Filmvorführ-Apparat borgte. Ich staunte über die Reise-Bilder an der Wand und war so was wie der erste Grand Seigneur meines Lebens. Später nahm mich sein Sohn manchmal mit einem VW Bus zur Schule mit . Bis er nicht mehr kam, er war am Tag davor vom Dach gestürzt und gestorben.
3: Der Besuch der alten Dame.
Es war der heisseste Sommer meines Lebens gewesen - klimatisch. Wir schwitzten im Büro und schleppten unsere Leiber lustlos durch die Zimmer.Plötzlich stand sie in der Tür, mit einem Billa-Sackerl in der Hand. Sie fragte, ob sie hier richtig sei und sprach von den bösen Menschen und den guten Tieren, und davon wie die ersteren zu den zweiteren seien. Sie stellte das Billa-Sackerl auf dem Schreibtisch ab und redete davon, das ihre Katze unter einem Auto zu Tode gekommen war und wie abscheulich das sei. Jimmy. mein Kollege, redete mit ihr laut und überbetont, weil er sie für nicht ganz richtig tickend hielt; so wie man einer Uhr nicht mehr traut, nachdem sie einmal stehengeblieben ist. Plötzlich schoß sein Blut ins Gesicht, er packte die Frau an der Hand und fauchte sie an: "Nehmen sie den Sack und gehen sie sofort raus. Los raus." Erst als sie draussen war, schimpfend und fluchend, hatte ich verstanden. Die Frau hatte die niedergefahrene Katze wie ein Puzzle zusammengeflickt und das blutende mausetote Katzen-Tier im Billa-Sackerl zu uns gebracht.
4: Der Mann mit dem Hut
In der Grazer Stempfergasse sah ich einen Mann mit einem neugekauften Hut vor einer Auslage stehen und sich selbst bewundern. Es war ein herrlicher Anblick, sowohl die Szenerie als auch der Mann und ich war kurz im Wien um 1870, als man seine Garderobe noch ausführte wie einen eleganten Hund.
5: Der Wegweiser von Leibnitz
In der Südsteiermark bog ich mal, was öfters vorkam, zweimal falsch ab und plötzlich fand ich mich in einem Dorf wieder, das nicht zu existieren schien. Es gab Häuser, Höfe, Gärten, aber kein lebendiger Mensch schien hier noch zu sein. Bis plötzlich ein alter Mann im Steirer-Gewand vor mir erschien, mitten auf der Kreuzung stehend. Ich fragte ihn nach dem Weg nach Leibnitz und er zeigte mit der Hand nach rechts und sagte: "Nach links."
Mir war, als ob der uralte Witz bei Kino-Verfolgungsjagden mit der verdrehten Verkehrs-Richtungstafel Mensch geworden war und er war ein Steirer und über 70 Jahr.
6: Die Genserin.
Die ersten Tage meines ersten Schuljahres war da ein Mädchen, das alle nur "die Genserin" nannten. Sie war als Außenseiterin in die Klasse gekommen und nach ein paar Wochen war sie wieder weg. Wir sprachen nicht mit ihr und einige Kollegen wußte nur, dass sie in einem alten verfallenen Haus wohnte und das dieses Haus verflucht sei. Und wirklich: Ich hab sie nie mehr gesehen.
7: Der gestrandete Kapitän
Wir waren besoffen und lustig, zumindest aber halblustig. Es war kurz vor 5 und die Stadt stand langsam wieder auf. Wir faselten irgendwas auf englisch und er bog quer von der Luxus-Geschäftsstrasse, die in der Nacht auch den Armen gehört, ein. Er war ein Penner und betrunken und wir fanden es in diesem Augenblick richtig, mit ihm zum Würstelstand zu gehen und ihn an unserem Wohlstand teilhaben zu lassen. Es schmeckte ihm und er aß gleich zwei Käsekrainer und redete davon, dass wir nicht glauben sollten, er sei immer ein Sandler gewesen. Er sei ein guter Schüler gewesen und er habe eine tolle Frau gehabt - aber die Reiselust hatte ihn besiegt. Er heuerte auf einem Schiff an und bereiste die Meere. Das Leben war wie ein Rausch gewesen. Als er in den Heimathafen zurückkehren wollte, war es zu spät. Die Frau war weg, die Heimat wirkte fremd und nur der Rausch war ihm treu geblieben.
8: Meine Nacht mit einem Star.
Es war eine meiner ersten Nächte in einer echten Stadt gewesen und der Alkohol hat die Erinnerung an die ersten zwei Drittel der Nacht wie weggewischt. Ich weiß nur noch, dass wir irgendwann zu dritt waren - ein Star, eine schöne Frau und ich. Die Welt lag ihm zu Füssen und wir taten es auch. Ich kannte seinen Namen aus dem Fernsehen und dem Radio und sie war bereit zu allem und er predigte für uns und schmiß die Runden: er weihte uns in die Geheimnisse seiner Karriere ein und warum alles noch besser werden würde. Immer wieder tauchten attraktive Gestalten meist weiblicher Natur auf und fassten ihn an, leicht besitzergreifend und anhimmelnd. Er war das Schatzi und er war ganz oben und wir schwammen auf der Laune seines von ihm bezahlten Sekts mit. Am Ende brachte er mich heim und dann fuhr er mit ihr zu ihr und man konnte spüren, wie sie morgen fünf Sterne in ihr Tagebuch schreiben würde - für eine Nacht mit einem Fünf-Sterne-Star der Stadt.
Das ist 17 Jahre her und 2 Jahre ist es her, dass ich ihn wiedersah. Er trug ein ähnliches Sakko wie damals, nur es schien kleiner geworden. Seine Augen drehten sich und er lehnte an der Wand, die einzige, die ihm Halt gab. Er war doppelt so besoffen wie damals und nicht einmal ein Zehntel so begehrt und plötzlich fiel mir auf, wie klein er war - das heisst, erst nachdem ich mich erinnert hatte, wer er war. War da nicht mal eine Notiz wo gewesen, dass er sich im Einvernehmen von seinem Ruhmgeber getrennt hatte? Er sah mich an und doch hindurch. Es heisst immer:
Man solle immer alle grüßen am Weg nach oben, den am Weg nach unten kommt man an ihnen vorbei. Er hatte sie am Weg nach oben alle gegrüsst. Nur am Weg nach unten sah er sie nicht mehr.
Frei nach Falco war er 1988 ausgegangen und noch nie heimgekehrt. Doch die Bilder vor seinen Augen waren noch Jahrgang 1990 und wenn er sie ganz nah vor sein Hirn hielt, verdeckte es für einen Augenblick die Sicht darauf, wie sehr sich die Welt hinter dem Bild verändert hatte. Und das keiner mehr in seinen Augen versank.
Jimmy Trade - 6. Mai, 23:29

Bei gestrigen, ziellosen Streifzügen durch die kleine twoday-Gemeinde fiel mir auf, dass ein murrender Unterton bei einer relativ großen Anzahl der Einwohner mitschwingt. Sie beklagen sich über zu wenige Besucherbeiträge und stellen daraufhin oftmals sogar ihre Tätigkeiten ein. Übrig bleiben nur die Blogruinen mit spärlichen Einträgen, die entweder so privat, negativ oder teilweise für den (Nicht-)Leser völlig irrelevant sind.
Doch ich frage mich, ob man überhaupt den Anspruch auf Besucher und deren Kommentare hat.
Wir bauen wir uns hier unser kleines Nest, verschönern es, schmücken es mit Geschichten und Gedanken. Nur weil es öffentlich zugänglich ist, heißt es doch aber noch lange nicht, dass auch nur irgendein anderer es schön finden und seinen Senf dazugeben muss. Es ist doch nur eine Art von Tagebuch, dass wir absichtlich irgendwo liegen lassen haben und es nun jeder (der will) lesen kann.
Aber nur weil wir uns hier meist anonym zusammenfinden und unser Innerstes herauskehren bedeutet das nicht, dass unsere Persönlichkeit dadurch interessanter wirkt oder wir mehr Freunde haben werden.
Wenn ich im realen Leben zB ein Haus in einer hübschen Gemeinde baue, heißt das doch auch nicht, dass ich dauernd die Nachbarn zu Besuch habe. Außer ich hab was zu verschenken. Aber nur damit sie mein Alltagsleid anhören? Glaub ich jedenfalls nicht.
Der Aufwand im Internet Freunde zum Quatschen zu finden ist nicht geringer als im Alltag. Ist man dort schon ein uninteressanter, murrender Nachbar wird man höchstwahrscheinlich hier genauso wenig Leute kennenlernen.
Und man baut doch sein Bloghaus, um sich drinnen wohl zu fühlen. Für sich selbst.
superchicken - 6. Mai, 20:09
Er hatte sich nicht angekündigt und er war ihm auch nie erschienen. Doch plötzlich war er da,. und so rasch, dass man nicht wußte, von wo er gekommen war und durch welche Tür.
Er erweckte Mißtrauen, Skepsis, aber er war so fremd, dass die Furcht erst mit der Zeit kam und der Schrecken latent eindrang und leise; nicht schreierisch, boulevardesk oder gar stechend.
Da stand er nun, der Gast, der wie man hörte, nur die ganz Alten und die sehr Wackligen heimsuchte. Eine Melodie aus einem Film schien ihm vorauszugehen und diese Szene im Regen, wo der alte Mann, im Rollstuhl weggeschoben wurde und diese deutsche Stimme kam, die sang "Ist das jetzt später?"
Das Lied hatte ihn berührt, aber erst jetzt, gute 1000 Tage später, war es von den Ohren über das Herz in sein Mark gedrungen. Jetzt, da der ungebetene Gast, der so früh zur Party erschienen war, in der Tür der Wahrnehmung stand. Und zum ersten Mal hatte er dem Gast ins Gesicht gesehen. Der Gast war ein Gedanke und er war eine Frage, lapidar wie bei einer Autofahrt und trivial, und doch saß er nun fest der Gedanke und der Gedanke hatte eine Botschaft:
Was, wenn mir unterwegs das Leben ausgeht?
Phil Mahre - 5. Mai, 22:43
Die neue Werbelinie von Apple lässt mein Herz hüpfen. Die Einfachheit der Darbietung, die Idee der Personifizierung, der Witz ... schön. Außerdem mag ich es, wenn sich vergleichende Werbung nicht unter der Gürtellinie abspielt.
:: LINK: Ja zum Mac - Alle Filme anschauen
:: LINK: Watch the campain "Get A Mac" in english.
Da sind also diese neuen Aquarellfarben. Ein schmuckloses schmales Eisenschachterl mit 24 bunten kleine Farbnäpfchen. Wenn ich mich recht entsinne ergibt das 24 hoch 24 Farbvarianten. Aber ich kann mich auch täuschen, denn in Mathematik war ich noch nie so besonders. Außerdem irrelevant, weil zu viel gemischt immer wieder ein fades Güllebraun ergibt. Und wer malt schon die Gülle auf einer Wiese, wo es doch eine grüne Wiese gibt, die sich haarscharf an den Horizont anbiedert. Aber ich male weder Wiesen noch Gülle noch Horizont, weil es zu dunkel ist in meiner Wohnung. Also bleib ich dort an meinem Schreibtisch, drehe Licht auf und gebe mich hin, falle sofort in meinen typischen Stil hinein, ärgere mich und korrigiere.
Plötzlich wird es was Neues, immer mehr, dazwischen ein Ansatz Typographie und sehr bunt. Immer feiner die Details, immer früher der Morgen.
Was es ist kann ich nicht sagen. Bunt jedenfalls und sehr neu.
:: LINK: Resultate aus dem Sketchbook
Eine schöne Schrift; bei Michls heute Eis gekauft zu haben; Und einen Lutscher; Leben am Land; eine alte orange Fanta-Flasche sehen; Cola-Kisten, die mir mein Vater von der Arbeit mitbrachte; der geniale Antwort-Return auf Leute, die zuviel fragen: „Warum heisst das Autobahn, wenn kein Gleis drüber liegt?"; die Übersetzung meines Volksschulfreundes Adi für das Wort KTM (Knaben tupfen Mädchen) 1979; das Geräusch, wenn man in festen Schnee tritt; jemanden in der U-Bahn sehen, ihn spontan mögen, und ihn nach einer Station wieder aus dem Leben zu lassen; eine Frau im Fernsehen zu sehen und sich an den Geschmack ihrer Lippen zu erinnern; die Ungewissheit, wenn man den Namen Jackie hört und nicht weiß, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist; der Auftritt von Limahl in der Peter-Alexander-Show; die Dressen der peruanischen Nationalmannschaft und ein schön gelegener Fußballplatz; schöne Notizbücher kaufen und es dann nie wagen, sie zu verwenden; sich über eine selbst formulierte SMS abkeksen, aber sich nicht selbst laut zu zitieren; die Zahl 24 mit Weihnachten in Verbindung bringen und der Gedanke an den Sommer, als wir Adi (den Volksschulfreund) Floda nannten und die Freude über die, die nun wissen, wieso wir Floda sagten; der Gedanke dass, die Kollegin Wolf und Kollegin Fuchs was gemeinsam haben; im Schulbus drei jahre lang jeden Tag „Emma treiben" gespielt zu haben und sich heute weder an die Karten noch an die Regeln erinnern zu können; aber noch zu wissen, dass es ein Dienstag um 13 Uhr war, als sich die Kollegin S. mit einem kurzen Rock und Netzstrümpfen im Gitter-Look nebenan setzte; das Grand-Prix-Special in den Zeitungen vor dem Österreichring-Grand-Prix; eine Timex-Digitaluhr in einem Prospekt der Firma Hruby 1984; der beruhigende Gedanke, dass die Welt 2007 nicht so schlimm ist wie sie George Orwell in "1984" beschrieben hatte; das Wissen., dass mir „Animal Farm" eh besser gefiel und das Wissen, das Prinz Charles noch lebt. Die Worte ATS, KAC, GAK, STS, ATSE, VSV, ATG; das Gesicht von Scarlett Johannson, als sie aus dem Hotelfenster nach Tokio schaut; Schiwachseln, weil es mal wichtig war und der Geruch, wenn mein Vater das Wachs auf meine Atomic aufbrachte; das Erschrecken im Gedanken, dass meine seine Schulfreunde nach 20,30 Jahre wiedersehen und nicht mehr erkennen würde und die Angst, dass ihr Anblick die Erinnerung an sie und ihre jungen Gesichter zerstören würde; DIA-Shows zu mögen und das seit 30 Jahren und doch nicht wissen, was DIA eigentlich heisst; etwas verwitterte Holzzäune; das Gesicht von Michele, zu der alle anderen Michaela sagten – und ihr Adidas-T-Shirt; der Name meiner Mutter ”Paula" und ihre bedinungslose Loyalität und Liebe und das Wissen Jahre nach ihrem Tod, dass man nicht immer an jemanden denken muss, um ihn immer zu spüren; zwei Skisprungschanzen in Norwegen und die Erinnerung an sie; und der Moment, in dem man Durst hat und endlich zum trinken ansetzt; und eine Liste von Gedanken mit dem runden Wort beenden zu beenden.
Jimmy Trade - 3. Mai, 17:24