Ähnlichkeiten
Als Kind war ich mir sicher, dass ich vertauscht, zugekauft, gefunden oder adoptiert sei.
Nichts deutete darauf hin, dass ich tatsächlich aus dieser Familie stammte. Seit dem Kindergarten schimpften mich die Kinder ein Chinesenkind, weil meine Haut gelb, die Augen nur lange Schlitze waren und mir meine vermeintliche Mutter mit einem Reindling als Maß die dunklen Haare schnitt. Sie hänselten mich mit dem selben Atem, mit dem sie den Bauernbub Fredi als "Stinker" bezichtigten.
Eine Tatsache also. Zutreffend und nachvollziehbar.
Mit heißen Backen studierte ich meine Geburtsurkunde und Taufschein, die in eine vergilbte hellbraune Dokumentenmappe eingeheftet waren;
suchte vergeblich nach Ähnlichkeiten, vererbten Muttermalen und deutete undurchsichtige Geschichten.
Zu guter Letzt schnitt ich mir heimlich die Haare so raspelkurz wie mein Bruder, riss die Augen so groß auf wie meine Schwester und schliff leicht den Fuß hinterher wie mein Vater. Aber nichts half.
Was hat denn der Kleine, fragten die Leute meine Mutter.
Das ist meine Tochter, sagt darauf meine Mutter mit scharfem Stolz und ohne Zögern.
Nach 20 Jahren hab ich's dann auch endlich begriffen.
Denn fand ein Jugendfoto von ihr. Lang und schlank lehnt sie auf einem Korbstuhl in italienischem Hitzesurren - und lächelt mit meinem Mund.
Nichts deutete darauf hin, dass ich tatsächlich aus dieser Familie stammte. Seit dem Kindergarten schimpften mich die Kinder ein Chinesenkind, weil meine Haut gelb, die Augen nur lange Schlitze waren und mir meine vermeintliche Mutter mit einem Reindling als Maß die dunklen Haare schnitt. Sie hänselten mich mit dem selben Atem, mit dem sie den Bauernbub Fredi als "Stinker" bezichtigten.
Eine Tatsache also. Zutreffend und nachvollziehbar.
Mit heißen Backen studierte ich meine Geburtsurkunde und Taufschein, die in eine vergilbte hellbraune Dokumentenmappe eingeheftet waren;
suchte vergeblich nach Ähnlichkeiten, vererbten Muttermalen und deutete undurchsichtige Geschichten.
Zu guter Letzt schnitt ich mir heimlich die Haare so raspelkurz wie mein Bruder, riss die Augen so groß auf wie meine Schwester und schliff leicht den Fuß hinterher wie mein Vater. Aber nichts half.
Was hat denn der Kleine, fragten die Leute meine Mutter.
Das ist meine Tochter, sagt darauf meine Mutter mit scharfem Stolz und ohne Zögern.
Nach 20 Jahren hab ich's dann auch endlich begriffen.
Denn fand ein Jugendfoto von ihr. Lang und schlank lehnt sie auf einem Korbstuhl in italienischem Hitzesurren - und lächelt mit meinem Mund.
tischNr2 - 3. Dezember, 00:02